Pilgerwege in Burgenland

REGION OBERWART - BAD TATZMANNSDORF


Eine bemerkenswerte Naturlandschaft

Das Gebiet erstreckt sich von der höchsten Erhebung des Burgenlandes – dem Geschriebenstein – bis zu den Ausläufern der ungarischen Tiefebene. Die vielfältige Landschaft ist geprägt von Burgen, Schlössern,
Weingärten und Obstkulturen.

ORTE AN DER STRECKE

Rundweg Naturpark Geschriebenstein – Irottkő (72 km)

Lockenhaus

Am Fuße des Geschriebensteins, inmitten der malerischen Idylle des Mittelburgenlandes, liegt die Marktgemeinde Lockenhaus. Bereits um 1200 findet sich die erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde Leuka. Diese Bezeichnung ist der Ursprung des heutigen Ortsnamens und soll auf den lateinischen Taufnamen des hl. Ladislaus zurückgehen.

Schon vor 1492 erhält Lockenhaus das Marktrecht, da es in diesem Jahr erstmals als „Oppidum“ erwähnt wird. Durch die Verleihung des Marktrechts sollte ein Anreiz für Kaufleute und Handwerker geschaffen werden, sich im Ort niederzulassen. Doch der wirtschaftliche Aufschwung sollte aufgrund der Verwüstungen der Türkenkriege, des Rakoczy-Aufstandes und der 1848er Revolution lange auf sich warten lassen. Erst vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges sollte sich ein gewisser Wohlstand der Lockenhauser Gemeinde abzeichnen.

Die beiden Weltkriege einschließlich der unsäglichen Zeit des Nationalsozialismus sollten allerdings wieder ihren Tribut einfordern. Erst die Unterzeichnung des Staatsvertrages sollte den demokratiepolitischen, kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung in Lockenhaus – sowie in allen burgenländischen Gemeinden – herbeiführen.

Die fünf Ortsteile – Lockenhaus, Glashütten, Hammerteich, Hochstraß und Langeck – der seit 1971 bestehenden Großgemeinde sind umringt von der märchenhaften Waldlandschaft des Günser Gebirges. Zur Bewahrung dieser einzigartigen landschaftlichen Schönheit wurde in einem grenzüberschreitenden Dialog das Gebiet 1996 zum österreichisch-ungarischen Naturpark Geschriebenstein-Irottkö erklärt.

 

Stadtschlaining

Die Gemeinde Stadtschlaining liegt im Südburgenland am westlichen Abfall des Günser Gebirges. Die im 12./13. Jahrhundert erbaute Burg Schlaining lag an einer strategisch wichtigen nord-südlich verlaufenden Mautstraße.

Sie wird im Jahre 1441 von Kaiser Friedrich III. an den Söldnerführer Andreas Baumkircher verpfändet, der sie 1461 samt der Herrschaft in seinen Besitz übernimmt, zu einer starken Festungsanlage ausbaut und Stadtschlaining als bürgerliche Siedlung gründet. Nach einer Fehde mit Kaiser Friedrich III. wird Baumkircher 1471 hingerichtet. Nach dem Aussterben der Baumkirchers fällt die Herrschaft Schlainig ab 1544 der ungarischen Magnatenfamile Batthyány zu.

Bei der zweiten Türkenbelagerung von 1683 schloss sich Christoph Batthány den Belagerern an. Dies brachte den Batthánys nach der türkischen Niederlage einen ungeheuren Machtverlust ein. Die Burg Schlaining verlor somit an Bedeutung.

Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland. Damit verloren die Schlaininger Gewerbebetriebe einen Teil ihrer traditionellen Absatzgebiete wie Güns oder Steinamanger. Stadtgemeinde ist Stadtschlaining seit 1991. Die Ortsteile der Stadtgemeinde sind Altschlaining, Drumling, Goberling, Neumarkt im Tauchental und Stadtschlaining.

 

Mariasdorf

Die Gemeinde liegt im Südburgenland. Ortsteile der Marktgemeinde sind Bergwerk, Grodnau, Mariasdorf, Neustift bei Schlaining, Tauchen (Gemeinde Mariasdorf). Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Unter dem Namen "Menhard" taucht Mariasdorf in der "Relatoriae"-Urkunde 1388 zum ersten Mal in der Geschichte auf. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass damals der ungarische König Sigismund die Herrschaft Bernstein mit allen dazugehörigen Dörfern u. Weilern – darunter auch Mariasdorf – den Brüdern Kanizsai verpfändete; dieses Pfandgut ging aber schon 1392 als freies Eigentum in deren Besitz über. Unter ihrer Herrschaft wurde für die Bergknappen ein kapellenartiges, besonders sorgfältig ausgestaltetes Kirchlein errichtet. Noch heute stellt die Kirche ein Juwel mittelalterlicher Baukunst dar.

Mit der Übernahme der Herrschaft im Jahr 1644 durch Adam Batthyány wurden auch die letzten protestantischen Prediger, die einen wesentlichen Teil zum Aufstieg des Schulwesens beigetragen hatten, vertrieben. Erst das Toleranzpatent Kaiser Joseph II. gewährte den Protestanten die freie Religionsausübung. Das römisch-katholische Schulhaus wurde im Gemeindekataster von 1770 erstmals erwähnt, das evanglische Schulgebäude wurde 1845 eingeweiht.

1849 wurde Mariasdorf von einer verheerenden Brandkatastrophe heimgesucht, die großen Schaden anrichtete. Auch von der Auswanderung nach Amerika in den Jahren 1899 bis 1913 war Mariasdorf stark betroffen, wodurch das Dorf stark entvölkert wurde. Seit 1921 gehört der Ort zum neuen Bundesland Burgenland.

Der Einmarsch Hitlers 1938 wurde auch in Mariasdorf gefeiert und so mancher Gegner des Nationalsozialismus musste böse Erfahrungen machen. Gleich am ersten Kriegstag fiel ein Mariasdorfer, viele sollten ihm folgen. Nach der russischen Besatzung ging es mit der Gemeinde in allen Belangen bergauf.

1971 wurden die Gemeinden Bergwerk, Grodnau, Mariasdorf, Neustift bei Schlaining und Tauchen zur neuen Gemeinde Mariasdorf vereinigt. Zum 600-jährigen Jubiläum 1988 wurde Mariasdorf zur Marktgemeinde erhoben.


Dürnbach

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Dürnbach im Jahr 1244 unter dem Namen "Inches". 1479 findet man beispielsweise die Nennung "Inszeeth al. nom. Dewrbach", 1532 "Dürenbach". Das Schicksal Dürnbachs ist eng mit den Herrschaften Rechnitz und Schlaining verbunden.

Die Batthyánys veranlassten ab 1540 eine Kroatenansiedlung in das südliche Burgenland. So ist auch in Dürnbach in einem Urbar von 1548 von kroatischen, deutschen und ungarischen Bewohnern die Rede. Die Cholera und zahlreiche Brände setzten dem Ort im 19. Jahrhundert stark zu.

Auch die Auswanderung nach Amerika dezimiert bis in die Zwischenkriegszeit den Bevölkerungsstand. 1945 wurde zum Kriegsende hart um Dürnbach gekämpft, zahlreiche Opfer unter Soldaten und Zivilisten waren die Folge, viele Gebäude wurden zerstört und die Kirche erhielt sieben Volltreffer. Nach den Schrecken der Besatzung nahm das Leben bald seinen "normalen" Lauf. Seit 1971 ist Dürnbach ein Ortsteil der Gemeinde Schachendorf.

 

Rechnitz

Rechnitz wurde 1260 das erste Mal urkundlich erwähnt und bestand zunächst aus zwei Teilen. Und zwar aus dem den Güssinger Grafen gehörenden Ortsteil Deutschmarkt und dem den Jáker gehörenden Teil Ungarmarkt. Ab 1329 befanden sich beide Teile im Besitz der Güssinger.

1348 erhielt Rechnitz das Marktrecht. Als die Familie Batthyany im südlichen Burgenland das herrschende Adelsgeschlecht wurde, entwickelte sich Rechnitz an der Wende vom 17. zum 18. Jhdt. zu einer eigenständigen wirtschaftskräftigen Herrschaft und wurde zur Zunftstätte für zahlreiche Handwerker. Besonders zu erwähnen sind hier die Stiefelmacher, die die Kavalleriegarnison und Märkte bis Wien und Budapest belieferten, aber auch die zahlreichen Mühlen.

Gegen Ende des 19. Jhdts. setzten schwere wirtschaftliche Rückschläge ein, 1870 wurde der Gutsbesitz samt Schloss verkauft. Viele Bewohner von Rechnitz zogen weg oder wanderten aus. Es folgte der Erste Weltkrieg, darauf der Anschluss an Österreich und damit die Grenzlage ohne Hinterland.

1921 wurde die Ostgrenze des Gemeindehotters als Staatsgrenze gegen das magyarisch sprechende Gebiet festgelegt. Diese seit 1945 „tote Grenze“ hat sich bis Ende der achtziger Jahre negativ auf die Wirtschaft von Rechnitz ausgewirkt. Die Karwoche des Jahres 1945 brachte durch mehrtägige wechselvolle Kämpfe große Verwüstungen und Zerstörungen.

Das schöne Barockschloss im Zentrum des Ortes brannte bis auf die Grundmauern aus, auch zahlreiche Häuser und Weinkeller wurden stark beschädigt. Wirtschaftliche Erholung und der Wiederaufbau des Ortes begannen erst nach 1950. Es folgten die Erschließung und Bebauung neuer Siedlungsgebiete sowie die Schaffung kommunaler Einrichtungen.

 

Velem

Die Gemeinde Velem und deren Umgebung waren bereits in der Jungsteinzeit bevölkert. Der bedeutendste Fundort von Objekten aus dieser Zeit ist der Berg St. Veit (Szent Vid), der sich oberhalb der Gemeinde in einer Höhe von 582 m befindet. Hier wurden die Reste einer um das XIII-XI. Jahrhundert v. Chr. gegründeten befestigten Siedlung freigelegt, von wo die am Bergfuß verlaufende Handelsstraße überwacht wurde.

Dank des in der Nähe gefundenen Kupfers und Antimons entwickelte sich am Fuße der Festung ein Werk von hervorragender Bedeutung zur Metallverarbeitung und Herstellung von Metallkunstwerken. Im Jahre 1896 begann Kálmán Miske die Öfen und Werkstätte aufzudecken. Eines der faszinierendsten Resultate der Ausgrabungen, die bis zum Jahre 1926 dauerten, war ein Diadem aus Gold, vermutlich aus dem XI-IX. Jahrhundert v. Chr.

 

Rattersdorf-Liebing

Rattersdorf-Liebing ist Teil der Gemeinde Mannersdorf. Weitere Ortsteile Mannersdorf an der Rabnitz, Unterloisdorf sowie Klostermarienberg, eine 1197 gegründete Zisterzienserabtei. Rattersdorf liegt im Mittelburgenland an den Ausläufern des Günser Gebirges an der Grenze zum Nachbarstaat Ungarn. "mons de Reuch" wurde Rattersdorf bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1279 genannt. Es gehörte damals zur Herrschaft Lockenhaus.

Während der Türkenkriege wurden Rattersdorf und Liebing weitgehend zerstört und große Teile der Bevölkerung getötet oder verschleppt. 1676 wurde die Familie Esterházy Besitzer der Herrschaft Lockenhaus und somit auch von Rattersdorf. Historisch interessant ist der Weg von Rattersdorf und Liebing in das seit Ende 1921 bestehende neue Bundesland Burgenland.

Ein Streitpunkt bei der endgültigen Grenzziehung war die Zugehörigkeit der Gemeinden Liebing, Rattersdorf, Hammer und Lockenhaus. Am 19 September 1922 entschied der Völkerbund, dass Lockenhaus und Hammer zu Österreich, Rattersdorf und Liebing zu Ungarn kommen sollte. Die Bgld. Landesregierung machte nun ihrerseits den Vorschlag, dass statt Rattersdorf und Liebing die beiden kroatischen Dörfer Bleigraben (Olmod) und Prostrum (Szentperfa) zu Ungarn kommen sollte, was von der dortigen Bevölkerung auch mehrheitlich befürwortet wurde.

Nach anfänglichem ungarischem Widerstand wurde dieser Lösung schließlich einvernehmlich zugestimmt. So kamen Rattersdorf und Liebing erst am 8. bzw. 10. März 1923 zu Österreich und die Ortschaften Olmod und Prostrum an Ungarn.